Toskana im ersten Coronajahr

29.07.2020, Mittwoch

Von Rosenheim nach Antholz

Aufgestanden, gefrühstückt und geduscht, dann Kater weggebracht – so beginnt der Abreisetag. Puma zittert im Auto nur ein paar Minuten und ist dann recht …

Aufgestanden, gefrühstückt und geduscht, dann Kater weggebracht – so beginnt der Abreisetag. Puma zittert im Auto nur ein paar Minuten und ist dann recht brav. Herr Gröh empfängt uns ohne Maske, und auch wir verzichten darauf. Unser Kleiner schleicht neugierig herum und faucht ein paar andere Katzen an, scheint sich aber schnell wieder zurechtzufinden.

Dann geht es zurück nach Rosenheim. Der Weg zum Real war bis auf die Pfandflaschenabgabe umsonst – wir holen Geld bei der Sparkasse bzw. ein paar Teilchen vom Bäcker und bringen noch schnell den Müll weg. Das Reinmachen führt dann zu familientypischem Trouble. Unwohlsein muss laut Familienchef öffentlich in den Medien bekannt gegeben werden – was fälschlicherweise nicht berichtet wurde. Nach 15 Minuten herrscht aber wieder Frieden, und der Urlaub kann losgehen. Über die Landstraße geht es nach Reit im Winkl, dann in Österreich nach Kitzbühel über den Pass Thurn und den Felbertauerntunnel zum Staller Sattel. Ein Verkehrsschild in einer Baustelle führt zu Trouble Nr. 2. Besagtes Schild kollidiert mit dem rechten Außenspiegel – ein paar Kratzer und ein paar Sprünge im kleinen Rückspiegel sind die Folge. Oben am See erreicht man Italien. Gott sei Dank müssen wir nur fünf Minuten warten, ehe es auf der engen Einbahnstraße nach unten geht. Sie ist zwar recht eng, aber wir schaffen es glattweg, den zweiten Spiegel nicht zu beschädigen. Der Campingplatz in Antholz ist schnell erreicht. Der Platz, den wir hier bekommen, ist aber nicht das Gelbe vom Ei. Im Grunde sind wir von allen Seiten von anderen Campern umgeben – Campingromantik kann hier nicht aufkommen. Erfreuliches gibt es dennoch: Das WLAN funktioniert, und die Stromdame war freundlich und sprach Deutsch. Jetzt sitzen wir auf unseren Stühlen vor unserem Wohnmobil und lauschen der Kommunikation unserer italienischen Campnachbarn. Das Wetter ist übrigens okay – bewölkt und leicht schwül.

Am Tag zuvor

Am Tag zuvor holen wir bei Strempf & Lahm unser Mobil ab. Wir bekommen eine gründliche Einweisung, und unsere Fahrradträger werden auf dem Träger befestigt. Zuhause räumen wir noch fleißig alles Nötige ein. Etliche Male müssen wir rauf- und runterlaufen. Es ist doch eine ganze Menge, was wir mitnehmen wollen. Puma begutachtet von oben unser Gefährt.

30.07.2020, Donnerstag

Von Antholz zum Kalterer See

Eigentlich haben wir recht gut geschlafen, es war angenehm kühl — und trotzdem war der Anfang unseres Urlaubs eher mittelprächtig. Erfolgreich und funktionierte der Service für unser Wohnmobil. …

Eigentlich haben wir recht gut geschlafen, es war angenehm kühl — und trotzdem war der Anfang unseres Urlaubs eher mittelprächtig. Erfolgreich und funktionierte der Service für unser Wohnmobil. Für das Ablassen des Schmutzwassers angeln wir etwas hin und her, bis das Ablassrohr über dem Gitterrost ist, dann füllen wir mit dem Schlauch Wasser nach, ehe wir noch die Chemietoilette entleeren. Schnell noch den Müll weggebracht, dann geht es zum Toblacher See hinunter. Weil es noch ziemlich früh ist, können wir bis ans Ufer fahren. Die Freude dauert nicht lange, denn kaum ausgestiegen werden wir schon zur Weiterfahrt aufgefordert.

Dann geht es weiter den Zinnen entlang und schon beginnt das nächste Fiasko. Gleich kurz nach der Kreuzung beginnt der Stau, und wie wir von einem anderen Wohnmobilfahrer erfahren, zieht sich der bis oben bis zur Mautstelle. Zwei Stunden im Schneckentempo nach oben zu fahren ist natürlich wenig attraktiv. Beim ersten Kreisel schauen wir um und canceln das Abenteuer Zinnen. Fünf Minuten später parken wir unweit in Missurina, und schon fünf Minuten später werden wir von der Polizei vertrieben. Mit den Zinnen ist unsere Planung für die ersten Tage damit auch gescheitert. Wir entschließen uns über Cortina d’Ampezzo, dem Passo di Falzarego und dem Pordoijoch gegen Abend auf dem Weg zu machen. Dies funktioniert fahrtechnisch problemlos, die Möglichkeit aber mit dem Wohnmobil über Nacht bei Fotostopps zu parken, bleibt uns einfach auch versagt. Wenigstens beim Karersee haben wir Erfolg. Wir parken unbezahlt zu Pkw-Gebühren und umrunden den See. Die Farbe des Sees ist echt toll. Am Abend gibt es eine improvisierte Begegnung zum Abendessen mit den Geschwistern. Die Weiterfahrt zum Kalterer See ist dann ohne Probleme, der Campingplatz ist etwas angenehmer, weil man etwas mehr Platz fürs Fahrzeug hat. Allerdings ist es verdammt heiß – und temperaturtechnisch einfach anstrengender als gestern. Schauen wir mal, wie heiß es im Wohnmobil während der Nacht sein wird. Auf jeden Fall läuft der Ventilator schon … Und weil es so heiß und drückend ist, lassen wir es uns nicht nehmen, vor dem Abendessen einmal ins kalte Nass des Kalterer Sees zu springen. Ein Weg führt direkt vom Campingplatz zu einem kleinen Bootssteg, der vielleicht 25 Meter hinaus reicht, mit einer hölzernen Schwimminsel am Ende. Ein positiver Tagesabschluss!

31.07.2020, Freitag

Mit dem Fahrrad ins Weingut und rund um den See

Der Anfang der Nacht war extrem heiß. Irgendwann wurde es dann doch etwas kühler, und so …

Der Anfang der Nacht war extrem heiß. Irgendwann wurde es dann doch etwas kühler, und so starten wir recht frisch in den Tag – mit einer gewissen Ungewissheit, was wir heute eigentlich unternehmen wollen. Vielleicht ist es das kühle Wasser des Sees, das uns schließlich erlöst – auch in der Entscheidung, a) einen Tag länger hier zu bleiben, und b) mit dem Vorhaben, den See mit unseren Rädern zu umrunden. An der Rezeption ist die Verlängerung unseres Aufenthalts schnell geklärt, ebenso wie die Frage nach einer geeigneten Route und einem Weingut, das man besichtigen könnte – beides wird zügig beantwortet. Wir lösen die Befestigungen unserer Räder am Heck des Wohnmobils, und schon startet unsere erste italienische Radtour – gegen 09:30 Uhr. Es geht zurück in Richtung Kaltern, zunächst über einen recht malerischen Radweg durch Weinberge und Apfelplantagen. Den letzten Abschnitt, vielleicht einen Kilometer, legen wir auf der Weinstraße zurück – vorsichtig und mit Rücksicht auf den Verkehr. Im Weingut Manincor angekommen, fragen wir nach Führungen – und dürfen uns einer kleinen Gruppe von etwa zehn Personen anschließen. Im Grunde müssen wir kaum warten, und die Führung ist zudem kostenlos. Unsere Führerin – ein junges Mädchen, das uns das Angebot im Shop gemacht hatte – gibt uns einen kurzweiligen Einblick in die Weinherstellung. Sie macht das auf eine sehr natürliche und sympathische Art. Am Ende gönnen wir uns eine nicht ganz günstige Flasche Rubatsch sowie einen Bio-Apfelsaft. Dann geht es zurück auf den Radweg, und wir setzen unsere Seeumrundung fort. Zum Glück halten sich die Steigungen in Grenzen. Einige Hotels am Weg – wie das Seehotel Ambach oder das Hotel Belvita – wecken bei uns angesichts des offensichtlichen Komforts doch ein gewisses Interesse. Gegen Mittag erreichen wir wieder unseren Campingplatz. Den restlichen Tag verbringen wir mit Lesen und zwei erfrischenden Schwimmeinheiten im See.

Am Abend entscheiden wir uns, im kleinen Restaurant bei der Rezeption einzukehren – und endlich wieder etwas Warmes zu essen, in der Hoffnung, dass vielleicht ein abendliches Gewitter zur Abkühlung beiträgt. Leider sieht es nicht danach aus. Also sitzen wir lesend und schreibend vor unserem Fahrzeug – die Zeit am Lago di Caldaro geht dem Ende zu.

01.08.2020, Samstag

Über den Passo della Mendola zu Elena Walch

Wie immer stehen wir zwischen 06:30 Uhr und 07:00 Uhr auf. Nach dem Frühstück …

Wie immer stehen wir zwischen 06:30 Uhr und 07:00 Uhr auf. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns vom Kalterer See und beginnen mit den Abreisevorbereitungen. Unsere Stühle und der Tisch sind rasch verstaut, dann ziehen wir den Stromstecker und machen das Wohnmobil abfahrbereit. Weiter geht es zur Servicestation. So ganz rund läuft es dort aber nicht: Für das Grauwasser benötigen wir einen Plastikschlauch, und auch beim Auffüllen des Frischwassertanks reicht der vorhandene Schlauch nicht aus. Warum einfach, wenn’s auch umständlich geht? Wir füllen zuerst den Plastikkanister und gießen das Wasser dann von dort in den Tank. Anschließend düsen wir los, über den Mendelpass – der sich anfangs problemlos fahren lässt. Doch später wird die Straße immer enger. Angesichts der vielen Radfahrer und entgegenkommenden Motorradfahrer wird es teilweise richtig gefährlich. Irgendwie wird uns klar, dass wir ziellos umherfahren. Wohin wollen wir eigentlich? Zum Gardasee, zum Meer oder woanders hin? Recht kurzfristig fällt dann die Entscheidung: Wir wollen zurück – aber nicht auf derselben Route. Am Wendepunkt machen wir Halt bei Mezzolombardo. Nach einem Supermarktstopp geht es weiter zur Strada del Vino in Richtung Tramin. Hier stoppen wir kurz bei der Kirche St. Valentin, die etwas außerhalb des Orts Tramin direkt an der Weinstraße liegt. Diesen Abstecher lassen wir uns nicht entgehen – schon allein wegen Elena Walch. Dort kaufen wir sechs Flaschen Wein für über 200 €. Der junge Verkäufer ist extrem freundlich, wir dürfen die Weine probieren – und die Elena Walch Broschüre gibt es aufgrund der Namensgleichheit sogar geschenkt. Gegen 14:00 Uhr sind wir wieder zurück auf dem Campingplatz. Leider ist unser alter Stellplatz schon vergeben, aber wir stehen nun eine Reihe weiter – sogar mit etwas mehr Schatten. Die Umstellung ist bei nur etwa 50 Metern Entfernung wirklich verschmerzbar. Dass beim Einparken der Fahrerkorb den Baum touchiert und dabei an Wert verliert, passt irgendwie zum leicht konfusen Tagesablauf. Aber wir geloben Besserung: Für morgen haben wir einen Plan. Wir wollen mit dem Fahrrad nach Kaltern, Sankt Michael und Sankt Pauls. Mal sehen, ob dieser Plan auch in der Realität umsetzbar ist – und ob unsere „große Fahrradliebe“ nicht doch zum Albtraum wird.

02.08.2020, Sonntag

Radlfahren

Frühstücken, Badengehen – so beginnt der Tag. Das geplante Vorhaben, mit dem Rad nach Kaltern …

Frühstücken, Badengehen – so beginnt der Tag. Das geplante Vorhaben, mit dem Rad nach Kaltern, Sankt Michael und Sankt Pauls zu fahren, wird zwar nicht zum Albtraum, endet aber aufgrund des ständigen Auf und Abs schon in Kaltern. Nahezu bei jeder Steigung müssen wir unsere Zweiräder schieben, und die Begeisterung für die umgebenden Weinberge und Obstbäume leidet deutlich darunter. Irgendwie ist uns das Radfahren wohl nicht in die Wiege gelegt worden. Die drei Cafés in Kaltern hauen uns auch nicht vom Hocker. Deshalb drehen wir um und machen uns vorzeitig wieder auf den Weg zurück zum Lago di Caldaro. Allerdings fahren wir noch eine Runde um den See – hier verlaufen die Wege relativ eben und sind auch für uns Amateurradler ohne elektrische Unterstützung machbar. Mittags sind wir wieder bei unserem Gefährt mit den vier Reifen, und wir stellen unsere Räder unverzüglich auf den Ständer. Mit Internetsurfen und Lesen verbringen wir – wie ein frühzeitig in Ruhestand gegangenes Ehepaar – die nächsten Stunden gemütlich in unseren Campingstühlen. Das Faulenzen wird nur durch einen Badebesuch am Steg unterbrochen, der allerdings durch ein paar Regentropfen sein Ende findet. Der befürchtete große Schauer bleibt aber aus. Das schnelle Einholen unserer Markise, die wir zuvor erstmals ausgefahren hatten, wäre in dieser Dringlichkeit nicht nötig gewesen. Der Nachmittagskaffee lässt nicht lange auf sich warten, und wir begeben uns wieder dem dolce far niente hin. Heute Abend stehen Einkäufe im Campingplatz-eigenen Shop sowie ein Essen im 3-Sterne-Restaurant – sofern man das so nennen kann – auf dem Programm. Die nächsten fünf Tage sind mehr oder weniger fest geplant: Venezia Fusina mit drei Übernachtungen und Firenze Camping in Town mit zwei. Damit steuern wir auch wieder kulturelle Höhepunkte an – im Gegensatz zu dem, was wir bisher gesehen und erlebt haben. Mal schauen, wie wir diesen inhaltlichen Wandel bewältigen. Beide Plätze haben wir schon von zuhause aus reserviert. Nach Florenz können wir dann nach Lust und Laune weitere Ziele ansteuern oder auch streichen. Abends gehen wir – wie gesagt – zum Essen und leeren anschließend noch den besagten Rubatsch, wobei die Weinqualität deutlich über den des Zwiebelrostbratens liegt.

03.08.2020, Montag

Auf nach Venedig

Frühstücken, Badengehen, Wohnmobilservice – so beginnt der Tag erwartungsgemäß, nach einer angenehm …

Frühstücken, Badengehen, Wohnmobilservice – so beginnt der Tag erwartungsgemäß, nach einer angenehm kühlen Nacht. Kurz nach 09:00 Uhr verlassen wir den Campingplatz St. Josef am See. Noch einmal zur Richtung Sankt Michael: Eigentlich wollten wir dort noch die Gleifkirche besichtigen, aber entweder ist unser Wohnmobil zu groß oder der Mut fehlt uns, in den engen Gässchen nach oben zu fahren. Wenigstens erhaschen wir von unten einen Blick darauf. Dann geht es über die Straße in Richtung Tramin, dann gegen Padua, und anschließend Richtung Venedig. Bis kurz vor Padua fahren wir auf nicht gebührenpflichtigen Autobahnen. Die Eindrücke links und rechts der Strecke halten sich in Grenzen – abgesehen von ein paar Burgen gibt die Landschaft nicht viel her. Die Route zieht sich, obwohl es gefühlt stundenlang dauert, sind es tatsächlich maximal 60 Minuten, die wir von einer Nebenstraße zur nächsten, von einem unattraktiven Ort zum anderen fahren. Es ist nicht nur optisch langweilig, sondern auch anstrengend – denn über Kilometer hinweg verläuft der rechte Fahrbahnrand direkt neben einem etwa 1,5 Meter tiefen Kanälchen. Das erfordert ständige Aufmerksamkeit. Leicht genervt erreichen wir schließlich unseren Zielort: den Campingplatz Fusina Venezia. Unser zugewiesener Platz – Nummer 128 – liegt direkt am Wasser, mit Blick auf den Hafen von Venedig. Ein paar Kilometer Wasser trennen uns von der Lagunenstadt – mit freiem Blick und angenehmer Abwechslung: Der eine oder andere große Pott fährt, begleitet von Lotsenschiffen, direkt vor unserer Nase vorbei. Der erste Tanker heißt Atlantic Symphony, ein riesiger Chemietanker unter Hongkong-Flagge, gerade aus Barcelona kommend. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Kaum haben wir uns eingerichtet, beginnt es zu tröpfeln. Etwa eineinhalb Stunden später gießt es so stark, dass man das Wohnmobil nicht mehr verlassen kann. In den wenigen regenfreien Minuten zuvor hatten wir noch schnell die Duschen und den Shop unter die Lupe genommen. Jetzt gerade lässt der Regen etwas nach – wenigstens können wir die Türen wieder öffnen. In uns keimt die Hoffnung, dass unser geplanter Besuch in Venedig morgen doch nicht ins Wasser fällt. Gerade eben fährt ein weiteres Schiff vorbei: ein 113 Meter langes Containerschiff namens Lucy Borchard unter der Flagge von Antigua und Barbuda.

04.08.2020, Dienstag

Venedig

Gut geschlafen! – Mit diesem erfreulichen Resümee der letzten Nacht beginnt unser Tag. Und noch besser: Entgegen der Prognose mit 90 % Regenwahrscheinlichkeit ist es trocken. Das Vaporetto …

Gut geschlafen! – Mit diesem erfreulichen Resümee der letzten Nacht beginnt unser Tag. Und noch besser: Entgegen der Prognose mit 90 % Regenwahrscheinlichkeit ist es trocken. Das Vaporetto erreichen wir pünktlich. Es ist erfreulich coronafreundlich besetzt – sprich: ziemlich leer. Zügig gleitet es entlang der nummerierten Strecke mit den aus dem Wasser ragenden Holzpfählen Richtung Zattere, unserem Ziel in Venedig. Der erste Eindruck von Venedig ist überraschend positiv: Die Menschen, denen wir begegnen, sind definitiv keine Touristen. Auch die ersten Gondeln, die wir sehen, dienen eher der Versorgung als dem Tourismus. Doch dieser Eindruck hält nicht lange. Je näher wir dem Zentrum kommen, desto mehr füllt sich die Stadt mit Besuchern. Zunächst erreichen wir den Markusplatz – noch relativ ruhig. Doch auf dem Weg zur Rialtobrücke werden es deutlich mehr, und zurück am Markusplatz ist von Ruhe keine Rede mehr. Die ersten Schlangen stehen bereits vor dem Campanile oder vor dem Dogenpalast. Ein weiteres Problem: die Suche nach einem geeigneten Café. Unsere Karten und Apps führen uns entweder nicht ans Ziel oder zu Pizzerien und Bäckereien, bei denen man nicht im Freien sitzen kann. So irren wir etwas ziellos umher. Als Folge machen sich langsam erste körperliche Beschwerden bemerkbar – unsere Füße melden sich. Schließlich landen wir in einem online gefundenen Restaurant etwas außerhalb des Touristen-Hotspots, im Stadtteil Castello. Aus dem geplanten Cafébesuch wird leider nichts, dafür bekommen wir aber leckere Spaghetti mit Olivenöl, Peperoni und Knoblauch serviert. Anschließend geht es langsam zurück, wobei wir den Wunsch nach einem Kaffee fast schon aufgegeben haben. Doch am Campo Santa Maria Stefano werden wir doch noch fündig: Es gibt Tiramisu und English Tea für Madame, einen Cappuccino mit Orzo Nocciolino und Mono Meringa für den Monsieur. Mittlerweile beweist der Schrittzähler auf der Huawei-Uhr, dass unser Tagespensum nicht von schlechten Eltern ist. Die Rückfahrt mit der Fähre treten wir wieder pünktlich an – diesmal jedoch bei extrem dunklem Himmel und aufziehendem Gewitter. Im Gegensatz zum Morgen ist die Fähre jetzt proppenvoll. Von Sicherheitsabstand kann keine Rede mehr sein – erfreulicherweise tragen aber alle Passagiere einen Mund-Nasen-Schutz. Fusina erreichen wir mit unserer ständigen Tagesbegleitung: dem Regenschirm, der bisher funktionslos im Rucksack mitgereist war. Nun darf er endlich seinen Dienst tun. Zurück am Campingplatz: Duschen, dem Lagrein von Elena Walch, und dann endet unser Tag um 20:45 Uhr mit einem etwas abrupten Abbruch des Außenaufenthalts aufgrund ein weiteres Gewitters.

05.08.2020, Mittwoch

Burano

Der Tagesbeginn ist schon fast zur Gewohnheit geworden: Duschen, Kaffee, Zusammenräumen – und ab zur Fähre, um mit dem ersten Boot nach Venedig zu gelangen. …

Der Tagesbeginn ist schon fast zur Gewohnheit geworden: Duschen, Kaffee, Zusammenräumen – und ab zur Fähre, um mit dem ersten Boot nach Venedig zu gelangen. Heute sprinten wir gefühlt durch die Gassen, denn unser Ziel ist Burano – das Inselchen mit den bunt bemalten Häusern. Von Fondamente Nove geht es um 09:40 Uhr los, vorbei an der Friedhofsinsel, mit erstem Halt in Murano, dann weiter über Mazzorbo, dann Torcello bis nach Burano. Bedauerlicherweise wird es ein klassischer Touristenausflug: Man steigt mit vielen anderen aus, folgt der Masse und fotografiert dieselben bunten Häuser. Bei der Kirche und dem berühmten beim „Casa di Bepi“ sind wir kurzzeitig allein – eine willkommene Ausnahme. Der Rückweg zur Fähre erfolgt wieder in Begleitung. Um 11:25 Uhr geht es zurück nach Fondamente Nove. Unser erstes Ziel dort ist ein Café in Cannaregio – mit einem kurzen Stopp im Stehen. Wir bestellen einen Flat White für 4,30 € – gehobenes Preisniveau sozusagen, aber wohl billiger als am Makrusplatz. Teurer wird es im Restaurant an der Ponte delle Guglie – um nicht zu sagen: zu teuer. Wir sind hier fest eingebettet in den Touristenstrom – oder besser gesagt in den Torurisenfallen. Zwei Lasagne und eine Flasche Mineralwasser für 32 € wirken dann doch übertrieben. Das nächste Café erweist sich als Baustelle  – also weiter. Vor der Rückfahrt mit der Fähre wollen wir noch zur Halbinsel gegenüber vom Markusplatz, zur Basilica di Santa Maria della Salute, um dort ein paar Fotos zu machen. Spätestens hier melden sich unsere Füße mit Schmerzen zurück. Letztlich sind wir froh, als wir – gemeinsam mit vielen anderen – die halbe Stunde auf die Fähre in der prallen Sonne überstehen können: bewegungslos, aber mit Maske. So geht unser Aufenthalt in Venedig zu Ende. Den Abend verbringen wir in angenehm kühler Brise unter einem fast wolkenlosen Himmel vor unserem mobilen Zuhause. Tomorrow: Let’s go to Florence!

06.08.2020, Donnerstag

Heute geht es nach Florenz

Wir verlassen Venedig mit dem Gefühl, viel gesehen zu haben – und außerdem mit dem Eindruck, beim …

Wir verlassen Venedig mit dem Gefühl, viel gesehen zu haben – und außerdem mit dem Eindruck, beim Campingplatz ein glückliches Händchen gehabt zu haben. Der Service bei der Abreise verläuft problemlos, sogar das Entleeren und Nachfüllen klappen reibungslos. Unsere heutige Route führt von Fusina bei Venedig über Ravenna, dann Forli nach Florenz – etwa 270 Kilometer, komplett ohne Autobahn und leider auch ohne besondere Highlights. Bis Ravenna verläuft die Fahrt recht zügig. Danach geht es über kurvenreiche Bergstrecken, sogar ein Pass ist dabei, was dann länger dauert als erwartet. Die Ankunft auf dem Campingplatz „Firenze Camping in Town“ verläuft zunächst schleppend. Viele Menschen stehen beim Check-in an, man muss sogar eine Nummer ziehen, um überhaupt zum Schalter vorgelassen zu werden. Dann noch Fiebermessen – alles begleitet von laut dröhnender Musik aus den Lautsprechern. Diese beschallt den Platz so sehr, dass wir uns für einen Stellplatz in größerer Entfernung zum Eingang und Poolbereich entscheiden. Die Auswahl ist begrenzt, aber immerhin teilweise einem freigestellt. Unser Platz ist klein und stark abschüssig, sodass wir zum ersten Mal unsere kleinen Auffahrkeile einsetzen müssen. Begeisterung sieht anders aus. Gegen 17:00 Uhr machen wir einen ersten Rundgang, begutachten die Duschen und kaufen das Nötigste im kleinen Campingmarkt ein. Auf dem Hinweg beobachten wir, wie der Shuttlebus nach Florenz ankommt – voll bis auf den letzten Platz. Das bestärkt uns in unserem Plan, morgen mit dem Fahrrad ins Stadtzentrum zu fahren. Ob das eine gute Idee war, wird sich noch zeigen. Jedenfalls verschafft es uns Flexibilität und die Möglichkeit, früh loszufahren.

07.08.2020, Freitag

Mit dem Fahrrad durch Firenze

Kurz vor 07:30 Uhr schwingen wir uns auf die Räder und fahren entlang des Arno Richtung Innenstadt. Am frühen Morgen ist die Luft noch angenehm frisch, und da wir keine …

Kurz vor 07:30 Uhr schwingen wir uns auf die Räder und fahren entlang des Arno Richtung Innenstadt. Am frühen Morgen ist die Luft noch angenehm frisch, und da wir keine Steigungen zu bewältigen haben, erreichen wir die Ponte Vecchio, ohne ins Schwitzen zu geraten. Erfreulicherweise sind zu dieser Uhrzeit noch kaum Touristen unterwegs – das Licht ist ideal zum Fotografieren. Unser nächster Stopp ist die Piazza della Signoria mit dem Palazzo Vecchio, dem heutigen Rathaus, gefolgt vom Dom Santa Maria del Fiore, den wir allerdings nur umrunden. Eine Innenbesichtigung lassen wir aus, denn die Tickets wären teuer gewesen. Dann suchen wir ein Café, das wir im Internet entdeckt haben: „Ghibellina Forno Pasticceria . an. Leider entpuppt sich das Ganze nur als einfache Bäckerei – ein Fehlgriff. Zum Glück sind wir mit unseren Rädern flexibel und schnell unterwegs, das Caffe Perseo ist nach einem Stopp bei  der Kirche Santa Croce schnell gefunden. Direkt im Touristenzentrum an der Piazza della Signorina gelegen sind die Preise allerdings heftig: 23 Euro für einen Orangensaft, einen Cappuccino und fünf kleine „Pastizzi“, die aber ausgesprochen lecker waren. Anschließend geht es zurück durch die Uffizien zur Pone Vecchio zum Palazzo Pitti mit den Wolfsskulpturen aus Metall. Nun wird es anstrengend: Wir müssen unsere Räder teils schieben, denn wir befinden uns plötzlich auf einer Einbahnstraße in der falschen Richtung und es geht bergauf. Ziel ist der Aussichtspunkt Piazzale Michelangelo, oberhalb der Stadt. Vorher besuchen wir noch die beeindruckende Kirche San Miniato al Monte. Hier wird uns endgültig klar: Florenz ist nicht touristenfrei – auch wenn es morgens so schien. Die Rückfahrt bergab ist dagegen recht angenehm, wenn auch sehr heiß. Wir machen noch einen kurzen Stopp am Turm von San Niccolò, einem Teil der alten Stadtbefestigung. Am Arno entlang geht es schließlich zurück zum Campingplatz. Die Mittagshitze ist inzwischen gewaltig, also kehren wir in die Trattoria il Vecchio Cigno direkt am Flussufer ein – wir können der Einladung zur Abkühlung einfach nicht widerstehen. Die Speisekarte bringt uns allerdings fast zur Verzweiflung – viele Gerichte sind für uns sprachlich kaum verständlich. Am Ende treffen wir „blind“ doch eine gute Wahl: ein Hackfleischgericht mit knusprigem Brot – Polpettine in umido alla toscana –  und ein feines Dessert namens „Il nido del cigno con la crema e frutta fresca“ – gebettet in eine Vanillesauce umgeben von einer zarten Tortenwand. Gegen 13:30 Uhr sind wir wieder in unserem kleinen mobilen Häuschen zurück – müde, aber zufrieden.

08.08.2020, Samstag

Von Florenz nach Siena

Das Auschecken vom Campingplatz verläuft problemlos, auch wenn wir diesmal die Chemietoilette zum ersten Mal zur „PC Kimik“-Station schleppen müssen. Unser …

Das Auschecken vom Campingplatz verläuft problemlos, auch wenn wir diesmal die Chemietoilette zum ersten Mal zur „PC Kimik“-Station schleppen müssen. Unser erstes Ziel des Tages ist Greve in Chianti. Wir parken am Ortsrand und steigen aufs Fahrrad, um ins Zentrum zu gelangen. Einen richtigen Eindruck von der Stadt bekommen wir allerdings nicht – der Hauptplatz ist vollgestellt mit Marktständen. Außer 100 Gramm Schinken und ein paar Süßigkeiten aus der Pasticceria Ferruzzi Raffaello nehmen wir nichts mit. Als Erinnerung bleibt uns vor allem das Foto der Statue mit dem halben Torso am Marktplatz. Unser nächstes Ziel: die Campingplatzsuche in Siena – was sich zunächst als Illusion herausstellt. Der Platz Il Sabucco erweist sich als Fehlschlag: zwar ein attraktiver Shop, aber ein sonderbares und wenig einladendes Platzangebot. Also düsen wir weiter. Colleverde ist die deutlich bessere Wahl – zumindest angesichts der hohen Temperaturen und besagten Hügels im Namen lassen wir uns per Taxi ins Zentrum kutschieren. Allein die gewählte Route des Taxifahrers bestätigt unsere Entscheidung: enge Gassen, abwärts, aufwärts, dann wieder abwärts und wieder aufwärts, – nichts, was man freiwillig bei dieser Hitze mit dem Rad macht. Plötzlich stehen wir auf der berühmten Piazza del Campo – und sie ist wirklich beeindruckend. Weniger begeistert sind wir vom Eintrittspreis in die Kathedrale, weshalb wir den imposanten Dom von Siena, eines der bedeutendsten Beispiele gotischer Architektur, nur von außen bewundern. Dafür schauen wir uns zwei andere Kirchen an – und das kostenlos: San Francesco – eine schlichte, gotische Hallenkirche aus dem Jahr 1475, die dem heiligen Franz von Assisi gewidmet ist. Sie ist nahezu leer, was sie in ihrer Schlichtheit umso eindrucksvoller macht und San Maria de Provenzano – eine katholische Stiftskirche im späteren Renaissance- bzw. Barockstil von 1611. Ganz im Gegensatz zur ersten ist sie prachtvoll geschmückt, fast überladen. Per Taxi geht es zurück zum Campingplatz Colleverde. Die Fahrt ist kurz, unkompliziert – und bei der Hitze sehr willkommen. Den Rest des Tages verbringen wir wie gewohnt: mit Kaffee, Duschen, Abendessen und Warten auf die Nachtkühle.

09.08.2020, Sonntag

Hitze und Frust

Unsere geplante Route für heute klingt vielversprechend: Siena – die Abbazia di Monte Oliveto Maggiore, dann der Fotohotspot Cappella della Madonna di Vitaleta, dann die …

Unsere geplante Route für heute klingt vielversprechend: Siena – die Abbazia di Monte Oliveto Maggiore, dann der Fotohotspot Cappella della Madonna di Vitaleta, dann die Bagni San Filippo mit dem Fosso Bianco, dann über Pitigliano nach Saturnia. Ein Roadtrip durch die südliche Toskana, gespickt mit Sehenswürdigkeiten. Doch was verheißungsvoll beginnt, wird leider ein durchwachsen. Zunächst läuft alles nach Plan. Doch beim Foto-Hotspot Madonna di Vitaleta sind so viele Touristen ist das Fotolicht katastrophal und außerdem sind die Menschenmassen  auch schon da. Noch schlimmer ist es bei den Bagni San Filippo – dem „Fosso Bianco“. Auch hier: überfüllt, chaotisch geparkte Autos am Straßenrand, Menschenströme, Temperaturen um die 38 Grad. Wir entscheiden: Kein Foto, kein Bad – es lohnt sich heute nicht. Pitigliano, das malerische Tuffsteinstädtchen, muss aus Zeitgründen ebenfalls ausfallen. Wir haben weder Zeit für eine Pause noch einen Campingplatz – und die Hitze fordert langsam ihren Tribut. Der erste Campingplatz bei Albinia, mit dem vielversprechenden Namen „Africa“, verlangt eine Wartezeit von über 30 Minuten – ohne Garantie auf einen Platz. Wir fahren also weiter. Der zweite Versuch in Castiglione mit dem Namen Sansouci scheint zunächst vielversprechender: ein freundlicher Empfang, aber die Zufahrt zum Stellplatz ist ein nervenaufreibendes Millimetersppiel. Der Platz selbst ist extrem eng, kaum genug Raum, um neben dem Wohnmobil zu sitzen. Die Sanitäranlagen sind.- vorsichtig ausgedrückt – unterirdisch: dreckig, stickig und mit WC-Schüsseln, deren Zustand jegliche Ansprüche an Hygiene oder Sauberkeit für die Benutzung in Luft auslösen. Ein enttäuschender Tag: Wir haben wir Stunden im Wohnmobil auf engen, kurvigen Straßen verbracht und das Ziel Saturnia, das wir eigentlich seit Jahren einmal sehen wollten, nicht erreicht. Hoffentlich wird der morgige besser.

10.08.2020, Montag

Abtei Sangalgano bis nach San Gimignano

Ohne Wohnmobil-Service, aber mit dem dringenden Wunsch, dem wenig attraktiven Platz vom Vortag zu entkommen, brechen wir früh auf – Ziel ist die Abtei …

Ohne Wohnmobil-Service, aber mit dem dringenden Wunsch, dem wenig attraktiven Platz vom Vortag zu entkommen, brechen wir früh auf – Ziel ist die Abtei San Galgano. Gegen 09:40 Uhr erreichen wir sie, also rund 20 Minuten vor der offiziellen Öffnung um 10:00 Uhr – doch wir sind nicht die Ersten. Die Abtei San Galgano ist eine eindrucksvolle gotische Ruine aus dem 12. Jahr-hundert. Ihr Dach wurde 1786 durch einen Sturm zerstört, wenige Jahre nachdem die Zisterzienser das Kloster endgültig verlassen hatten. Die Kathedrale wirkt durch das fehlende Gewölbe fast wie ein Freilichtmuseum und verströmt eine ganz besondere Atmosphäre. Nur wenige Gehminuten entfernt, oberhalb des Hügels, befindet sich die runde Kapelle von Montesiepi, eine kleine romanische Kirche mit einer außergewöhnlichen Sehenswürdigkeit: dem Schwert im Stein. Der Legende nach wurde es dort von Galgano selbst hineingestoßen – als Zeichen seines Verzichts auf weltliche Gewalt. Unser nächstes Ziel ist San Gimignano, die berühmte toskanische Hügelstadt. Schon von Weitem erkennt man sie an den zahlreichen mittelalterlichen Türmen, weshalb sie oft als „Manhattan der Toskana“ bezeichnet wird. Die Altstadt ist von einer gut erhaltenen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert umgeben, das Zentrum bildet die Piazza della Cisterna, ein malerischer, dreieckiger Platz, gesäumt von historischen Gebäuden. Um ein erneutes Campingdesaster wie am Vortag zu vermeiden, fahren wir zuerst den Campingplatz an – und siehe da – alles klappt problemlos. Wir dürfen uns sogar selbst einen Platz aussuchen und haben ausreichend Fläche, um es uns gemütlich zu machen. Nach einer kurzen Pause brechen wir zu Fuß ins Zentrum auf. Der Bus fährt direkt vom Campingplatz und bringt uns ohne Umstände in die Altstadt. Natürlich gelten auch hier die Coronaregeln, und der Fahrer achtet konsequent darauf. Wie in vielen toskanischen Städten geht es auch hier bergauf, vorbei an zahllosen Cafés, Pizzerien und Souvenirläden, die – wie so oft – immer das gleiche touristisches Sortiment anbieten. Die Bausubstanz ist wunderschön und gut erhalten, doch es fällt schwer, das Reale vom rein Touristischen zu trennen. Man fragt sich unweigerlich, wie sinnvoll es wirklich ist, jede dieser bekannten Toskanastädte zu besichtigen – sie ähneln sich doch sehr. Typisch ist auch der Ablauf: Man spaziert durch die Gassen, bestaunt Kirchen, Türme und Plätze, fotografiert wie alle anderen Touristen fleißig drauflos – um später nicht mehr zu wissen, welches Motiv zu welchem Ort gehörte. Dann folgt der Rückweg: entweder zu den oft weit entfernten und für Wohnmobile noch weiter gelegenen Parkplätzen, oder – wie in unserem Fall – bequem mit dem Bus zurück zum Campingplatz. Fast hätten wir dabei an der falschen Haltestelle gewartet und später auch fast die richtige zum Aussteigen verpasst. Der Tag endet mit dem üblichen Campingritual: Duschen, Essen, Warten auf Abkühlung – und irgendwann endlich einschlafen.

11.08.2020, Dienstag

Über Volterra nach Pisa

Der Morgen verläuft wie gewohnt nach Schema F:  Auf den Wohnmobilservice – Wasserauffüllen und Ablassen des Grauwassers  – verzichten wir diesmal allerdings, da wir …

Der Morgen verläuft wie gewohnt nach Schema F:  Auf den Wohnmobilservice – Wasserauffüllen und Ablassen des Grauwassers  – verzichten wir diesmal allerdings, da wir befürchten, beim Rangieren mit unserem Mobil aufzusitzen. Unser erstes Ziel des Tages ist das rund 30 Kilometer entfernte Volterra. Geparkt wird unterhalb der Stadt – der Parkplatz kostet 12,20 €. Andere, günstigere Stellplätze gibt es zwar, liegen aber noch weiter unterhalb, sodass man von dort einen ziemlich steilen Anstieg und gefühlt tausend Stufen zu bewältigen hätte. Volterra bietet einige römische Ausgrabungen, die uns allerdings nicht mehr sonderlich beeindrucken – nach unserem letzten Italienurlaub im Fasching mit Stationen in Rom, Neapel und Pompeji haben wir diesbezüglich schon deutlich Spektakuläreres gesehen. Der Rest der Stadt ähnelt den anderen toskanischen Hügelstädten – nur eben mit drei Türmen weniger als San Gimignano. Nach rund 90 Minuten haben wir das meiste gesehen und machen uns auf den Weg nach Pisa. Je näher wir der Stadt kommen, desto städtischer wird es. Kurz vor dem Campingplatz stoßen wir erfreulicherweise auf einen Lidl, der es uns endlich ermöglicht, unsere Vorräte aufzufüllen. In den letzten Tagen hatten wir immer wieder auf Supermärkte gehofft – mussten aber mangels Alternativen auf die oft überteuerten Minishops bei den Campingplätzen zurückgreifen. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Italien deutlich von Deutschland: Die Infrastruktur für Wohnmobilreisende ist hier deutlich dünner. Der Campingplatz in Pisa liegt zentral und macht insgesamt einen sehr gepflegten Eindruck. Die Hauptattraktion – der weltberühmte Schiefe Turm – ist in etwa 15 Minuten zu Fuß erreichbar. Wir ruhen uns kurz aus und brechen dann gegen 14:45 Uhr zur Besichtigung auf. Der Weg dorthin ist alles andere als malerisch: Es geht durch eher schmuddelige Straßen und eine laute Unterführung. Nach einem letzten Rechtsknick stehen wir plötzlich auf der Piazza dei Miracoli, dem Platz der Wunder. Hier ist auf einmal alles sauber, gepflegt und perfekt inszeniert – abgesehen von den üblichen Souvenirständen am Eingang. Der Schiefe Turm ist tatsächlich – nun ja – wirklich schief und durchaus beeindruckend. Auf das Hinaufsteigen verzichten wir: Der Preis von 18 € pro Person in Kombination mit einer Wartezeit von etwa drei Stunden schreckt uns ab. Fast alle Besucher versuchen sich an dem typischen Fotomotiv – mit ausgestreckten Armen, als ob sie den Turm stützen. Wir widerstehen dem Klischee. Wirklich bemerkenswert ist auch der angrenzende Dom, den man – erstaunlicherweise – mit einem kostenlosen Ticket besichtigen darf. Ursprünglich dachten wir, man könne ihn nur von außen sehen. Danach spazieren wir noch ein Stück in Richtung Arno. Anfangs säumen schöne Häuser und zahlreiche Restaurants den Weg, doch dieser positive Eindruck verflüchtigt sich schnell – das Stadtbild wird zunehmend lieblos. Mit schweren Beinen erreichen wir schließlich wieder unseren Campingplatz.

12.08.2020, Mittwoch

Auf nach Levanto

Wir verlassen den überraschend positiven Campingplatz bei Pisa und machen uns auf den Weg in die Cinque Terre, genauer gesagt nach Levanto. Eigentlich hatten wir eine reibungslose Fahrt erwartet – doch …

Wir verlassen den überraschend positiven Campingplatz bei Pisa und machen uns auf den Weg in die Cinque Terre, genauer gesagt nach Levanto. Eigentlich hatten wir eine reibungslose Fahrt erwartet – doch es kommt anders. Zunächst geraten wir kurzfristig auf die falsche Route. Besonders nervig wird es dann im Stadtverkehr von La Spezia, inklusive Umleitung und einer Navigationskatastrophe: Das Mercedesnavi, das Surface-Tablet mit der Karten-App und die menschliche Navigationseinheit liegen allesamt im Clinch. Zu allem Überfluss piepst es – vermutlich eine Warnung – vermutlich vor einem zu niedrigen Tunnel.  Der letzte Abschnitt vor Levanto erinnert eher an einen engen Alpenpass: zahlreiche Serpentinen, Gegenverkehr, parkende Autos am Straßenrand. Beim Durchfahren von Downtown Levanto ist unser erster Eindruck eher ernüchternd: Touristisch, laut, dicht, und der Strand besteht aus einer endlosen Reihe von Sonnenschirmen – genau das, was wir nicht gesucht haben. Immerhin finden wir den Campingplatz Acqua Dolce auf klassische Art – ganz ohne Navi, nur mit Hilfe der Straßenschilder. Der Platz ist ordentlich, aber eng – und für das kommende Wochenende bereits ausgebucht. Heute jedoch haben wir Glück: Bis Freitag dürfen wir bleiben. An der Rezeption empfängt uns eine freundliche Dame, die gut Englisch spricht, unser Stellplatz ist dann zum Glück weniger eng als befürchtet, und unsere „Nachbarschaft“ besteht überwiegend aus Germanskis  – darunter auch ein Schweizer. Unverschämterweise gibt es in 30 Metern Entfernung sogar jemanden, der Italienisch spricht. Unsere erste Unternehmung: Radfahren – was sonst? Direkt am Strand beginnt ein wunderschöner Radweg durch mehrere ehemalige Eisenbahntunnel zu den beiden Nachbarorten. Der Weg ist bestens ausgebaut, ebenerdig und wirkt fast so, als wäre er extra für uns geschaffen worden. Zwischen den Tunneln erhaschen wir immer wieder Blicke auf vermeintlich einsame Buchten – wobei das Wort „einsam“ hier nur mit Anführungszeichen und viel Fantasie gilt. Trotzdem: Der Ausflug gefällt uns sehr. Wir fahren, solange es geht, und kehren dann wieder um. Der Versuch, an einer der erwähnten „einsamen“ Buchten ins Wasser zu springen, scheitert kläglich – mangels persönlicher Klippeneignung-. Also erreichen wir fast trocken wieder Levanto. Wir nehmen uns vor, noch den Hafen zu erkunden – doch dieser verdient seinen Namen nicht wirklich: ein paar Boote, keine Stege, keine Bereiche, an denen boote vor Anker liegen. Die Absicht, ein Privatboot für den nächsten Tag zu mieten, verwerfen wir angesichts des Angebots.  Stattdessen hoffen wir, morgen mit einem Linienboot die Cinque-Terre-Städtchen abzufahren, die Rückfahrt erfolgt dann eventuell per Boot und Zug – sofern alles klappt. Der Abend verläuft wieder klassisch: Duschen, dann als Dinner ein wahrer Klassiker – Wiener Würstchen, vakuumverpackt, bei Lidl vor zwei Tagen gekauft und heute bereits zum vierten Mal auf unserer Abendkarte. Gar köstlich, immerhin kühlt es  am Abend leicht ab – was Hoffnung auf eine erträgliche Nacht macht.

13.08.2020, Donnerstag

Cinque Terre mit Hindernissen

Der Morgen beginnt wie immer nach Schema F: Aufstehen, Duschen, Kaffee. …

Der Morgen beginnt wie immer nach Schema F: Aufstehen, Duschen, Kaffee. Dann machen wir uns auf zum Hafen von Levanto: Heute wollen wir endlich die Cinque Terre vom Wasser aus sehen. Obwohl wir früh dran sind, sind wir nicht die Ersten. Schnell kaufen wir unsere Tickets und reihen uns in die – zum Glück noch überschaubare – Warteschlange ein. Pünktlich um 09:15 Uhr legt das Boot ab. Wir stürmen nach oben, um uns auf der linken Seite einen guten Steh- oder Sitzplatz zu sichern – in Erwartung großartiger Fotomotive. Doch kurz darauf macht uns der Himmel einen Strich durch die Rechnung: Es beginnt zu tröpfeln. Das Licht ist schlecht, die Luft diesig, und so wirken die berühmten bunten Dörfer eher trüb als traumhaft. Wir fragen uns, ob selbst bei Sonnenschein um diese Uhrzeit wirklich Kategorie 1-Fotos möglich gewesen wären. Das Boot fährt nacheinander Monterosso, Vernazza und Corniglia ohne Halt an, legt kurz in Manarola an, und wir steigen schließlich in Riomaggiore aus. Unser Eindruck vor Ort: Die alte Bausubstanz ist größtenteils in schlechtem Zustand. Das touristische Angebot wirkt vergleichbar mit dem Bereich vor den Bootsanlegestellen am Königssee in Berchtesgaden. Corona-Maßnahmen? Eher sporadisch: Einige tragen Masken, an Abstand hält kaum jemand. Die ersten 150 Meter des Ortes gehören der Touristenmeute. Je weiter man aufsteigt, desto ruhiger wird es – was unserem Ziel entspricht: So schnell es geht, raus aus dem Trubel. Nach einigen Minuten, bereits leicht schnaufend und transpirierend, erreichen wir ein kleines, cooles  Café: zwei Shakes, ein Cappuccino und ein Bruschetta mit Tomaten und Pesto. Die zwei bärtigen Männer, die uns bedienen, sind auffallend freundlich und sympathisch. Wir fühlen uns so wohl, dass wir prompt noch einmal bestellen. Unsere Fragen zum Wanderweg zurück nach Manarola können sie uns leider nicht zufriedenstellend beantworten – also entscheiden wir selbst: Braucht man ein Ticket? – Nein. Sind die Schuhe mit Glitzersternchen geeignet? – Nicht ideal, aber angesichts einer in Aussicht gestellten Neuanschaffung vertretbar. Ist der Weg steil? – Ja. So machen wir uns auf den Weg. Der Weg ist tatsächlich steil, aber unser Ehrgeiz – und vielleicht auch ein gewisser urbayrischer Stolz – spornt uns an. Stufe für Stufe geht es nach oben. Wir legen viele kleine Pausen ein, geben jedem Gegenverkehr höflich den Vortritt, auch um zu kaschieren, dass uns die Puste ausgeht. Unsere Transpiration ist jedoch kaum zu verbergen. Oben angekommen, geht’s bergab – was zwar weniger anstrengend für den Kreislauf, aber belastend für die Gelenke ist – incl. Rutschgefahr. Doch wir schaffen es ohne Verletzungen oder Herzinfarkt zurück nach Manarola. Zur Belohnung gibt’s ein weiteres Eis und einen „Frappé“. Die Touristenmassen sind wieder da, also entscheiden wir uns, nicht bis zum nächsten Boot zu warten, sondern die italienische Bahn zu nutzen. Der Fahrplan ist einfach, die Tickets bekommen wir problemlos am Automaten – nur beim Entwerten brauchen wir Hilfe, da die Tickets für den Automaten zu kurz sind. Um 14:36 Uhr fährt unser Zug, und keine 20 Minuten später sind wir wieder zurück in Levanto. Noch ein kurzer Einkaufsstopp: eine Megapackung Dolcis, frisches Brot, Olivenöl und Pesto für zu Hause. So, wie der Tag begonnen hat, endet er auch: nach Schema F.

14.08.2020, Freitag

Zurück zum Kalterer See

Es geht zurück zum Kalterer See. Ohne Sehenswürdigkeiten und Stopps bleibt keine Zeit für Fotos oder …

Es geht zurück zum Kalterer See. Ohne Sehenswürdigkeiten und Stopps bleibt keine Zeit für Fotos oder ausführliche Berichte über diesen Tag. Der Horror mit den Germanskis am Gardasee bleibt natürlich im Gedächtnis. Letztendlich wollen wir an den Ort zurück, an dem es uns in der Summe am besten gefallen hat: der Lago die Caldaro.

15.08.2020, Samstag

The End …

Über Nacht haben sich die Wolken verzogen – doch an unserer Entscheidung, heute weiterzufahren, rütteln wir nicht mehr. Vielleicht finden wir ja auf dem Weg zum Reschenpass noch einen schönen…

Über Nacht haben sich die Wolken verzogen – doch an unserer Entscheidung, heute weiterzufahren, rütteln wir nicht mehr. Vielleicht finden wir ja auf dem Weg zum Reschenpass noch einen schönen Campingplatz. Die letzte Gelegenheit, in den See zu springen, lassen wir uns aber nicht nehmen. Gegen 08:30 Uhr verlassen wir endgültig unseren Campingplatz, auf dem wir insgesamt fünf Nächte verbracht haben. Obwohl der Reschenpass gar nicht so weit entfernt scheint, zieht sich diese Etappe. Leider haben wir in der Höhe des berühmten Kirchturms im See keine Chance, anzuhalten – alle Parkplätze sind überfüllt. Mit unserem „Schiff auf Rädern“ ist es fast unmöglich, irgendwo am Straßenrand zu stoppen. Diese negative Erfahrung führt letztlich dazu, dass wir keinen Campingplatz mehr ansteuern, sondern nur noch überlegen, welche Route wir heimwärts nehmen. Am Grenzübergang nach Österreich werden wir – im Gegensatz zu vielen anderen – tatsächlich kontrolliert. Dann kommt zum ersten Mal unsere schon vor Urlaubsbeginn besorgte Vignette zum Einsatz, und wir fahren in Richtung Innsbruck. Bei der Ausfahrt Zirl-West verlassen wir die Autobahn und es geht über den Zirler Berg nach Seefeld und weiter nach Garmisch-Partenkirchen. Kurz darauf düsen wir auf der nun bayerischen Autobahn in Richtung München und von dort weiter über die Salzburger Autobahn nach Faistenhaar, um unseren Vierbeiner abzuholen. Gegen 15:15 Uhr sind wir schließlich wieder daheim – und der Urlaub ist offiziell zu Ende.

Die Toskana bietet viel – aber sie war uns zu heiß. Wir haben in diesen Tagen viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, vor allem, was das Reisen mit dem Wohnmobil betrifft. Mit einem Wohnmobil ist man nur scheinbar mobil. Schnell mal stehen bleiben, spontan eine Sehenswürdigkeit mitnehmen, einfach parken – das ist mit einem Fahrzeug dieser Größe nicht realistisch, ganz im Gegensatz zu unseren Erlebnissen mit den RVs in Nordamerika. Ohne Roller als Ergänzung macht das Wohnmobil für uns keinen Sinn, weil wir weder Lust noch Kondition haben, steile Strecken zu Fuß zu bewältigen, nur um dann verschwitzt vor einer Sehenswürdigkeit zu stehen. Wir sind uns auch einig, dass der Trend zum E-Bike an uns vorbeigehen wird. Unsere Anforderungen sind klar, eine deutlich größere Nasszelle, ein höherer Schlafbereich, in dem man sich vernünftig bewegen kann und eine Klimaanlage für den Wohnbereich. Der Mercedes als Basisfahrzeug war allerdings genial: super zu fahren, ausreichend motorisiert, sehr komfortabel – solange man nicht durch enge Gassen muss oder auf der Autobahn von LKWs in Baustellen bedrängt wird. Was wir gelernt haben über Campingplätze, ist, dass wir Plätze mit Pool und Animation meiden sollten. Die Stellplätze müssen groß genug sein, damit man sich nicht im 1,5 Meter Abstand mit anderen Campern auf der Pelle sitzt. Wir hatten wenigstens unseren Ventilator dabei – ohne diesen „Begleiter“ wären wir vermutlich vorzeitig abgereist, vielleicht in Richtung Atlantik oder Nordseeküste. Für den defekten Spiegel mussten wir erfreulicherweise nur 30 € bezahlen – wir haben auf die Meldung bei der Versicherung verzichtet. Die Kratzer an der Tür wurden entweder nicht moniert oder nicht bemerkt – vermutlich auch, weil das Fahrzeug bei der Rückgabe nicht von uns geparkt wurde, sondern von den Mitarbeitern selbst.